Schönes erleben und beteiligt bleiben

„Mir geht es meiner Beurteilung nach gut“, sagte er. „Ich bin jetzt ein älterer Mann. Jetzt muss ich machen, was mir gefällt, und schauen, was dabei heraus kommt.“

„Und was willst du machen, Papa?“

„Nichts eben. Das ist das Schönste, weißt du. Das muss man können.“

Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil

Sicher schränken Demenzerkrankungen die Möglichkeiten ein, vertrauten Tätigkeiten nachzugehen und Freizeit wie gewohnt zu gestalten. Dennoch ist es wichtig, weiterhin aktiv zu bleiben und am sozialen Leben beteiligt zu bleiben. Menschen mit Demenz sollen weiter zur Gemeinschaft gehören und weiterhin Gemeinschaft erleben! Sie gehören dazu und können Dinge tun, die ihnen auch bisher Freude gemacht haben.

Wenn Sie als Betroffene und Angehörige stimmige gemeinsame Aktivitäten finden, ermöglichen diese Ihnen schöne gemeinsame Momente und Erlebnisse. In der Rubrik „Veranstaltungen“ informieren wir Sie über aktuelle Angebote und Möglichkeiten in Eningen und Umgebung.

Bei den folgenden Anregungen für Betroffene und Angehörige haben wir uns an Publikationen der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. orientiert.

Tipps für Menschen mit einer beginnenden Demenz

Aktivitäten vereinfachen

Geben Sie anspruchsvolle Hobbys nicht gleich auf. Gestalten Sie nur alles einfacher:

  • Zum Beispiel fahren Sie immer die gleiche Strecke mit dem Rad – anstatt jedes mal neue Wege auszuprobieren.
  • Wandern oder Sport geht auch in der Gruppe gut.
  • Lesen Sie kurze Zeitungsartikel statt dicke Bücher.

Geistig aktiv bleiben

Es gibt viele Möglichkeiten, geistig aktiv zu bleiben:

  • Schon die Arbeit im eigenen Haushalt hält fit.
  • Verfolgen Sie das aktuelle Zeitgeschehen – indem Sie Zeitung lesen, Radio hören oder fernsehen.
  • Malen, zeichnen, dichten Sie gerne?
  • Hören oder machen Sie Musik. Musik entspannt. Musik hilft sich zu erinnern. Musik tut einfach gut!

Körperlich aktiv bleiben

Sorgen Sie für körperliche Bewegung …

  • z.B. durch Spaziergänge, Wandern, Sport oder Gymnastik
  • Tanzen ist eine weitere Möglichkeit. Das tut Körper, Geist und Seele gut.
  • In der Gruppe macht es oft mehr Spaß. Viele Vereine bieten Sportgruppen für jedermann an.

Sozial aktiv bleiben

Es gibt Menschen, die sind gerne alleine. es gibt aber auch Menschen, die Kontakte suchen und brauchen.

  • Welcher Typ Mensch sind Sie? Wenn Sie gerne mit anderen zusammen sind, dann sollten Sie das auch weiterhin tun.
  • Es kann helfen, mit Freunden und Bekannten über die Demenz zu sprechen.

Spiritualität

Spiritualität ist mehr als Kirche und Religion. Sie ist auch die Suche nach einem Sinn. Viele Menschen finden Trost im Glauben. Auch mit Demenz können Sie sich aktiv in Ihrer Kirchengemeinde beteiligen und deren Angebote nutzen.

Aber auch Meditation, ein besonders schöner Sonnenuntergang oder ein Spaziergang im Wald machen Sinn und können Trost spenden.

Tipps für Angehörige

Menschen mit Demenz erinnern sich noch lange Zeit rege an ihre Kindheit und Jugend, die Sie als Angehörige häufig am besten kennen. Nutzen Sie Ihr Wissen, um diese Erinnerungen zu wecken und gemeinsam Schönes zu erleben – beispielsweise beim Musikhören, beim Ansehen alter Fotos oder Filme, beim Kuchenbacken oder indem Sie gemeinsam einen Ausflug machen.

Auch wenn sich Menschen mit Demenz im Laufe der Zeit nicht mehr richtig orientieren können – in der Welt ihrer Erinnerungen finden sie sich oft noch lange zurecht. Als Angehörige kennen Sie die am besten. Nutzen Sie Ihr Wissen um die Lebensgeschichte Ihres demenzkranken Familienmitglieds und gestalten Sie den Umgang miteinander positiv: Was hat Ihre Mutter früher besonders gern unternommen? Welche Musik und welches Essen mochte Ihr Großvater? Welche Fähigkeiten und Interessen zeichneten Ihre Tante aus? Womit hat sich Ihr Ehemann in seiner Freizeit am liebsten beschäftigt?

Menschen mit Demenz freuen sich über Aktivitäten und Unternehmungen, die ihnen noch möglichst selbstständig gelingen. Nutzen Sie dabei die individuellen Fähigkeiten, die Ihre Mutter, Ihren Vater oder Partner bereits früher ausgezeichnet haben. Beim Kuchenbacken, bei der Gartenarbeit oder beim Walzertanzen blühen viele Erkrankte auf und sind eine Zeit lang wieder „ganz die Alten“. Wenn Ihre Tante oder Ihr Onkel beispielsweise früher gern ausgegangen ist, können Sie gemeinsam das alte Lieblingscafé besuchen. Auch der Kontakt zu den Jüngsten kann wohltun: Solange Kinder noch klein sind, bauen sie in der Regel ein völlig unverkrampftes Verhältnis zu Demenzkranken auf.

Musik hören und singen

Sie als Angehörige wissen am besten, welche Musik Ihre Mutter, Ihr Ehemann oder Großvater immer besonders gern mochte. Für den einen sind es Operettenmelodien aus der Zeit der Schellackplatten, für die andere sind es Kinder- und Wiegenlieder, wieder andere haben früher jeden Marsch mitgetrommelt. Beim Anhören oder Mitsingen der alten Musik können Sie gemeinsam in Erinnerungen schwelgen. Töne sprechen das Gefühlsgedächtnis der Betroffenen direkt an. Sie aktivieren oder beruhigen.

Riechen, Tasten, Schmecken

Viele Demenzkranke reagieren empfindsam auf Gerüche, die sie aus ihren Jugendjahren kennen. Beispielsweise ist der Duft von frisch gebrühtem Bohnenkaffee für die Kriegs- und Nachkriegsgeneration bis heute etwas Besonderes. Auch auf damals beliebte Cremes und Parfums reagieren Menschen mit Demenz oft positiv. Versuchen Sie herauszufinden, welcher Duft Ihrer Schwiegermutter gut in Erinnerung ist. Besprühen Sie etwa die Jacke oder ein Kissen mit dem Parfum und warten Sie die Reaktion ab. Männer der älteren Generation reagieren oft auf Gerüche, die sie mit ihrer Arbeit verbinden: Maschinenöl, Kohle, die Ausdünstungen einer Herde Kühe beim Ausflug aufs Land – solche Gerüche können Erstaunliches bewirken.

Vergessen Sie auch die übrigen Sinne nicht. Lassen Sie Ihr demenzkrankes Familienmitglied bestimmte Stoffe und Leder ertasten. Geben Sie ihm Knöpfe in die Hand. Legen Sie seine Hand auf das weiche Fell Ihrer Katze oder Ihres Meerschweinchens. Lassen Sie den Vater den Kautabak schmecken, den er früher so geliebt hat. Kaufen Sie die Sorte Salmiakpastillen, die sich die Schwiegermutter gern aus der Apotheke geholt hat.

Fotoalbum anlegen

Eine weitere Möglichkeit, Menschen mit Demenz die Stationen ihres Lebens wieder ins Gedächtnis zu rufen, sind alte Filmplakate, die Lieblingsgemälde im Museum und vor allem Fotoalben. Sie sollten Fotos aller Erlebnisse und Personen enthalten, die für die Erkrankten von besonderer Bedeutung waren. Solche Erinnerungsalben sind ein wichtiges Mittel der sogenannten Biografie- oder Erinnerungsarbeit. Am Ende des Albums können Sie aktuelle Ereignisse festhalten, zum Beispiel den letzten gemeinsamen Urlaub oder Fotos der Enkelkinder.

Beziehen Sie Ihr demenzkrankes Familienmitglied beim Gestalten des Fotoalbums so weit wie möglich ein. Besonders im frühen Demenzstadium können Sie es nutzen, um Gespräche über alte Zeiten anzuregen. Auch Pflege- und Betreuungskräfte erhalten mit einem Erinnerungsalbum Einblicke in das Leben der Betroffenen und können sie besser auf Vergangenes ansprechen.